von Robin Mita
[Diese Geschichte spielt in der Rotkuh-Sippe im Königreich Sartar und beschreibt den gescheiterten Versuch von Charakteren im Sauren Hirschland vermisste Kinder oder die Nymphe Wandle zu finden (vgl. das Abenteuer The Missing aus dem Buch Eleven Lights von Ian Cooper). Die Geschichte kann von Erzähler*innen genutzt werden, deren Gruppen bei einem ähnlichen Vorhaben gescheitert sind.]
Yerestestra, Finvale und Hantrakar gehen zum Bach, um am Ufer die verschwundenen Kinder zu suchen. Dem Ort, an dem auch die Nymphe Wandle zu Hause ist. Dort teilen sie sich auf, um ein möglichst weitest Gebiet durchstreifen zu können. Dies führt alle drei unabhängig voneinander unweigerlich ins Saure Hirschland. Dies ist ein Sumpfgebiet diesseits und jenseits des Baches. Obwohl das Gebiet zur Rotkuh-Sippe gehört, wird es von den meisten Menschen, die Ihr kennt, gemieden. Hier wächst kein Getreide, für Vieh ist der sumpfige Boden lebensgefährlich und selbst Fischfang ist hier nicht möglich. Dennoch (oder gerade deswegen) ist das Saure Hirschland ein Ort, an dem Kinder und auch Erwachsene lange Zeit verborgen bleiben könnten – ob gewollt oder ungewollt. Aus diesem Grund begebt Ihr Euch weiter und weiter in den Sumpf hinein.
Es ist eine unwirtliche Gegend. Der Boden ist weder Erde noch Wasser, sondern beides und auch nichts davon. Auch der Nebel ist nicht wirklich Luft oder Wasser, sondern irgendetwas anderes. Es riecht sauer und nach Fäulnis. Jede*r von Euch bemerkt, dass Elementar-Magie nicht funktioniert, wie sie es sollte, weil die Elemente durcheinander sind.
Erst versinkt Ihr nur bis zu den Knöcheln im Schlamm, aber bald schon bis zu den Knien und sogar bis zur Hüfte. Es ist an der Zeit umzukehren. Wenn die Kinder je hier gewesen sein sollten, sind sie vermutlich nicht mehr am Leben. Doch wo bist Du hergekommen? Wo willst Du hin?
Der Schlamm um Dich herum bewegt sich. Schlangen schlängeln sich durch das Nass um Deinen Körper, sie schwimmen unter Deine Kleidung und scheinen nicht wieder herauszukommen. Insekten, so groß wie Kürbisse, umschwirren Deinen Kopf. Ekelhafte Kröten beobachten Dich und lachen Dich mit krächzenden Stimmen aus.
Es ist dunkel, und Du kannst nicht einmal sagen, wie lange schon. Du hast das Gefühl von hunderten Augen beobachten zu werden. Doch es ist niemand dort. Oder doch? Bist Du das, der/die gerade auf Dich selbst zu läuft? Du schaust an Dir herunter und siehst, wie Deine Beine in eine andere Richtung laufen, als Dein Oberkörper. Doch besser Beine haben, als nur auf so abgenagten Knochen herumlaufen zu müssen. Wie kommst Du jetzt auf den Gedanken? Was für Knochen?
Dort sitzt wieder so eine hässliche Kröte und lacht Dich aus. Du schnappst sie Dir mit Deinen drei Händen und steckst sie in Deinen Mund. Es quiekt und knirscht, als Du sie zerkaust und sie herunterschluckst. Das hat sie nun davon! Sie hätte Dich nicht auslachen dürfen.
Du siehst Lichter. Sie sind noch weit weg, aber sie weisen Dir deutlich den Weg. Du schwimmst ihnen entgegen. Das Wasser schmeckt salzig und schwefelig. Würmer versuchen Deine Speiseröhre hoch zu klettern, um in die Freiheit zu entkommen. Aber Du schluckst sie wieder herunter. Was Du einmal gewonnen hast, gibst Du nicht wieder her. Die Lichter haben ihre Richtung geändert, doch Du hältst weiter auf sie zu. Deine Kräfte verlassen Dich. Du wirst müde. Doch Du musst durchhalten. Bald hast Du es geschafft.
Was hast Du geschafft?
Wer hat das gesagt?
Du hast das gesagt.
Was hast Du gesagt?
Plötzlich sind überall um Dich herum Lichter. Sie tanzen um Dich herum. Oder umkreisen sie Dich wie ein Jäger sein Wild? Selbst unter und über Dir sind Lichter. Sie verschmelzen und trennen sich wieder. Du stehst im Licht. Überall ist Wasser. Du bist im Wasser. Du bist Wasser.
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